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Welche ist die größere Einsamkeit: die in der Großstadt oder die auf einer abgelegenen Insel?
- Bewertet: Format: eBook (ePUB)
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Dieses Buch beginnt mit einer Kindheit auf den Orkney-Inseln. Sofort erscheint ein Bild von Wildnis und reiner, unberührter Natur: "Mein Leben war rau, stürmisch und verworren." Die Eltern sind sogenannte Aussteiger, liebevoll zwar, aber manisch depressiv (der Vater) und übereifrig religiös (die Mutter). /// Es überrascht nich... Dieses Buch beginnt mit einer Kindheit auf den Orkney-Inseln. Sofort erscheint ein Bild von Wildnis und reiner, unberührter Natur: "Mein Leben war rau, stürmisch und verworren." Die Eltern sind sogenannte Aussteiger, liebevoll zwar, aber manisch depressiv (der Vater) und übereifrig religiös (die Mutter). /// Es überrascht nicht weiter, dass die junge Frau in die Großstadt flüchtet. Dennoch: "Obwohl ich fortgegangen war und fortgewollt hatte, hielten mich Orkney und die Klippen nicht los, und wenn ich nicht dort war, verspürte ich Irgendwo im Innern stets ein unterschwellig vibrierendes Gefühl der Unruhe und des Verlusts. Ich trug das wilde Meer, den endlosen Himmel und den Höhensinn in mir." /// Der Kontrast könnte nicht krasser sein. “Ich wollte mir die Stadt in die Haut reiben, die Straßen inhalieren.” Ihr Londoner Leben und ihr exzessives Feiern verwandeln sich in schwere Alkoholsucht. Liptrot erzählt mit brutaler Ehrlichkeit von ihren Kämpfen, ihrer Scham, ihrem Niedergang. Verlust folgt auf Verlust, bevor die Autorin schließlich Hilfe sucht. Nach der Absolvierung eines Entzugsprogramms kehrt sie auf die Inseln zurück. /// “Da ist eine Leere in mir. Ich habe den Alkohol verloren und suche verzweifelt nach etwas, mit dem ich mich wieder füllen kann.” Die Einsamkeit der Inseln wird durch das Internet als dem Ort, wo die Erzählerin Trost findet, erst erträglich. Einsamkeit bleibt dennoch eine extreme Erfahrung. Auch die Nähe zur Natur (u.a. Wildschwimmen im eiskalten Meer) hilft ihr, die Alkoholsucht zu überwinden. All das resultiert in schönsten Naturbeschreibungen und intensiver Inselkunde von Wikingern bis zu Walfischen. /// “Auf der Suche nach diesem winzigen Kick kreise ich um vertraute Webseiten wie ein Zugvogel, der Flüssen und Autobahnen folgt.” So wirkt "Nachtlichter" wie eine Art Sachbuchversion von Charlotte McConaghys "Zugvögel": "Küstenseeschwalben sind die Zugvögel mit der längsten Zugstrecke überhaupt. Sie kehren jedes Frühjahr aus der Antarktis nach Papa Westray zurück, eine Reise von unglaublichen sechzehntausend Kilometern. (…) Die Schwalben, die sich auf mich gestürzt hatten, als ich noch ein Kind war, kehren nicht mehr zum Außenfeld zurück. (…) Die Zahl der Seevögel rund um die schottischen Küsten ist im Laufe der letzten zwanzig Jahre dramatisch zurückgegangen." Da die Temperatur der Nordsee um etwa ein Grad Celsius gestiegen ist, finden die Vögel nicht mehr genug Futter. Die Orkney-Inseln sind nicht etwa "unberührt", da Trümmer im Wert von Millionen aus all den gescheiterten Versuchen, Energie aus den Naturgewalten zu gewinnen, havariert an ihren Küsten liegen: "Die Dinge, die wir ins Meer hineinwerfen, kommen zu uns zurück" ist eine Metapher, die auf mehreren Ebenen Gültigkeit hat. Das Außenfeld soll in ein gigantisches Industriegebiet verwandelt werden. /// Manche Bücher haben im Original tatsächlich stärkere Wirkung. Es sind subtile Kleinigkeiten, die den deutschen Text manchmal kantig und gestelzt wirken lassen (z.B. Wendungen wie "ich trug den Höhensinn in mir").
Nachtlichter
Ausgezeichnet mit dem Wainwright Prize 2016
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Beschreibung
Die ursprüngliche Kraft einer einzigartigen Landschaft lässt alte Wunden heilen: Mit Anfang dreißig spült das Leben Amy Liptrot zurück an den Ort ihrer Kindheit - die Orkney Islands, im dünn besiedelten Schottland wohl die abgelegenste Region. Hier schwimmt die britische Journalistin morgens im eiskalten Meer, verbringt ihre Tage als Vogelwärterin auf den Spuren von Orkneys Flora und Fauna und ihre Nächte auf der Suche nach den »Merry Dancers«, den Nordlichtern, die irgendwo im Dunkeln strahlen. Und hier beginnt sie nach zehn Jahren Alkoholsucht wieder Boden unter den Füßen zu gewinnen. Mit entwaffnender Ehrlichkeit erzählt Amy Liptrot von ihrer Kindheit, ihrem Aufbruch in die Stadt, nach Edinburgh, weiter nach London. Vom wilden Leben, dem Alkohol, dem Absturz. Vom Entzug und der Rückkehr zu ihren Wurzeln auf Orkney, wo sie der Natur und sich selbst mit neuen Augen begegnet.
Amy Liptrot ist auf den Orkneyinseln aufgewachsen. Als Journalistin schreibt sie für verschiedene britische Magazine. Das Memoir NACHTLICHTER, ihr erstes Buch, begeisterte Leser wie Presse gleichermaßen, stand wochenlang auf den britishen Bestsellerlisten und wurde u.a. mit dem Wainwright Prize for Best Nature and Travel Writing sowie dem PEN Ackerley Prize für autobiografisches Schreiben ausgezeichnet.
Produktdetails
Einband | gebundene Ausgabe |
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Seitenzahl | 352 |
Erscheinungsdatum | 09.10.2017 |
Sprache | Deutsch |
EAN | 9783442757336 |
Verlag | btb |
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Maße (L/B/H) | 20,5/13,4/3,5 cm |
Gewicht | 486 g |
Originaltitel | The Outrun |
Übersetzer | Bettina Münch |