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Ein Buch, über das man sprechen kann und möchte!
- Bewertet: Format: eBook (ePUB)
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Während die ersten Seiten noch etwas anstrengend waren (sehr typischer Schreibstil für den bürgerlichen Realismus), habe ich mich dann doch schnell daran gewöhnt und die Detailverliebtheit schätzen gelernt. Ich habe mich auch in den ehrlichen und wertenden Ton (voller Menschenkenntnis) des Autors verliebt. Das Schicksal der Pr... Während die ersten Seiten noch etwas anstrengend waren (sehr typischer Schreibstil für den bürgerlichen Realismus), habe ich mich dann doch schnell daran gewöhnt und die Detailverliebtheit schätzen gelernt. Ich habe mich auch in den ehrlichen und wertenden Ton (voller Menschenkenntnis) des Autors verliebt. Das Schicksal der Protagonistin Effi ist kein Geheimnis und daraus macht auch der Erzähler, der sich meistens ziemlich neutral gibt, keinen Hehl. Doch ich bin über ein oder zwei Stellen gestolpert, in denen er sich als Erzähler zu erkennen gibt und menschliche Züge, Konturen annimmt. So schnell verschwindet er aber auch danach wieder und versteckt sich mit seiner vermeintlichen Personalität hinter Effi. Nur manchmal habe ich gemerkt, dass er mehr weiß als er vorgibt. Zwischendurch ist er tatsächlich dort, wo Effi nicht ist. Effi ist eine wirklich bemerkenswerte und interessante Person. Wäre sie das nicht, wäre wohl auch die Roman-Idee dahin. Aber zum Glück ist sie so vielseitig wie sich hier zeigt: Warmherzig, intelligent, quirlig. Und auch von Fehlern kann sie sich nicht lossagen, was sie umso sympathischer macht: Eitel, verwöhnt, direkt und schlagfertig verströmt sie ihren ganz eigenen Charme! Und gerade durch Effi und die schönen Dialoge, weil sie so menschlich sind, konnte mich das Buch auf viele verschiedenen Arten berühren: Mich schmunzeln, grübeln oder lächeln lassen. Manchmal hat es mich wegen der großen Realitätsnähe und dem, was passiert ist, auch traurig gestimmt. Und tatsächlich lief mir hin und wieder auch ein Schauer über den Rücken: Wie schon erwähnt ist dieser Roman in manchen Beziehungen Vorzeigeexemplar für die Epoche des Realismus: So auch für das Verfahren der Verklärung. Spukt es in dem Haus? Gibt es Geister der Vergangenheit? Will ihr Mann Effi das Fürchten lehren? Und was hat es mit den Chinesen auf sich? Tja, die Chinesen... Da war ich etwas aus dem Konzept gebracht. So offensichtlicher Rassismus, dachte ich im ersten Moment. Und ja, das ist es auf jeden Fall. Auf der anderen Seite muss die Zeit bedacht werden und der begrenzte Bewegungsradius der Figuren in diesem Buch. Was der Realist nicht kennt, dem traut er nicht... Ganz ehrlich, ich musste schon darüber schmunzeln. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Fontane das nicht ironisch gemeint hat, aber dafür weiß ich zu wenig über ihn. Auf jeden Fall finde ich, dass das Werk zurecht in den Deutschunterricht gehört, da an ihm viele literarische Phänomene, aber auch zeitgenössische Sitten, diskutiert werden können. Ich denke aber, dass man den Chinesen nicht so stehen lassen kann!
Effi Briest
Roman
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Buch (Taschenbuch)
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Beschreibung
Kampf mit den Konventionen
»Eine Romanbibliothek der rigorosesten Auswahl, und beschränkte man sie auf ein Dutzend Bände, auf zehn, auf sechs, - sie dürfte ›Effi Briest‹ nicht vermissen lassen.« Thomas MannDas siebzehnjährige Landedelfräulein Effi von Briest heiratet den ehemaligen Verehrer ihrer Mutter und folgt ihm in ein hinterpommersches Provinzstädtchen. Frustriert von ihrer Beziehung und der gesellschaftlichen Umgebung bricht sie mit einem bekannten Frauenheld die Ehe. Der Fehltritt wird Jahre später entdeckt. Wider bessere Einsicht zollt der Ehemann seiner preußischen Moral Tribut: Der Liebhaber muß im Duell getötet, die geliebte Frau verstoßen werden. Effi zerbricht letztlich an ihren verinnerlichten Schuldgefühlen.
»Die arme Effi«, wie Theodor Fontane liebevoll und treffend seine berühmte Romanfigur nannte, zählt zu den eindrucksvollsten Frauengestalten der deutschen Dichtung. Das 1895 erstmals erschienene Buch wurde durch eine historische Ehe- und Duellaffäre angeregt.
Theodor Fontane, am 30. Dezember 1819 in Neuruppin (Brandenburg) geboren, wurde zunächst wie sein Vater Apotheker. 1849 entschloss er sich jedoch, seine schriftstellerische Tätigkeit zum Hauptberuf zu machen, und arbeitete fortan als Auslandskorrespondent, Kriegsberichterstatter und Theaterkritiker. Erst mit fast sechzig Jahren begann er seine berühmten Romane und Erzählungen zu schreiben. Theodor Fontane starb am 20. September 1898 in Berlin..
Helmuth Nürnberger wurde 1930 in Brüx geboren. In Flensburg und Hamburg unterrichtete er deutsche Literatur.
Produktdetails
Einband | Taschenbuch |
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Herausgeber | Helmuth Nürnberger |
Seitenzahl | 416 |
Erscheinungsdatum | 01.06.1998 |
Sprache | Deutsch |
ISBN | 978-3-423-12499-7 |
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Verlag | dtv |
Maße (L/B/H) | 19/12,4/2,5 cm |
Gewicht | 339 g |