Zitat: An einem winterlich kalten Februartage, bei schneidendem Wind und Schneegestöber ... kam der Fremde von der Bahnstation Bramblehurst zu Fuß über die Düne... . Er war von Kopf bis zu Fuß eingehüllt, und der Rand des weichen Filzhutes verbarg sein Gesicht bis auf die glänzende Nasenspitze vollkommen. Der Schnee hatte sich auf seinen Schultern und seiner Brust festgesetzt und den Sack, den er trug, mit einer weißen Kruste bedeckt. Mehr tot als lebendig wankte er in den Gasthof »Zum Fuhrmann« und warf sein Gepäck auf den Boden. »Ein Feuer!« rief er. (Aus dem Anfang des Romans) Herbert George Wells. Der Unsichtbare. Übersetzt von Alfred Winternitz. Englischer Originaltitel: »The Invisible Man«. Erstdruck (Zeitschrift): Pearson's Weekly, London 1897. Erstdruck (Buch): Arthur Pearson, London 1897. Durchgesehener Neusatz, diese Ausgabe folgt: Julius Hoffmann Verlag, Stuttgart 1927. Neuausgabe, LIWI Verlag, Göttingen 2020. LIWI Literatur- und Wissenschaftsverlag
Spoiler-Alarm vorweg: Bitte das "Vorwort" erst NACH dem Roman lesen!!! Herr Shippey nimmt in seinen Erläuterungen die halbe Geschichte (wenn nicht noch mehr) vorweg, es ist mir ein Rätsel, wie der Verlag diese Analyse als Vorwort drucken kann.
Zur eigentlichen Geschichte: Ein unsichtbarer Protagonist mag Horrorfans heutzutage nicht mehr wirklich schockieren, ich habe das Buch aber sehr gerne gelesen.
H.G. Wells hat seine Utopie rund um den unsichtbaren Chemiker Griffin detailreich und spannend erzählt. Die erste Hälfte zieht sich teilweise etwas, aber dann nimmt die Story sehr an Fahrt auf. Besonders gefallen hat mir, wie die unterschiedlichen Reaktionen von Mitbürgern und Gesellschaft auf die potenzielle Bedrohung durch den Außenseiter beschrieben werden. Der Einblick in die Psyche des Unbekannten hätte hingegen noch etwas detaillierter ausfallen können.
Neben des Spoiler-Vorworts habe ich vor allem einen weiteren Kritikpunkt: Das mangelhafte Lektorat. Der Text weist unzählige Rechtschreibfehler auf, Worte sind vertauscht oder fehlen, das trübt den Lesegenuss doch sehr. Und es ist mir auch etwas unverständlich, da der Verlag auf die Optik durchaus Wert gelegt hat: Hauke Kock hat mit zahlreichen Schwarz-weiß-Illustrationen im Stil einer Graphic Novel die vorliegende Ausgabe deutlich aufgewertet.
Fazit: Auch über 100 Jahre nach Ersterscheinung ist der Unsichtbare noch lesenswert, ich hoffe, dass der Verlag für kommende Ausgaben in ein professionelleres Lektorat investiert, Wells hat es verdient!
Gelunge Neuauflage mit tollen Illustrationen
Bewertung aus Eschweiler am 06.05.2018
Bewertet: Buch (Taschenbuch)
Der Mantikore-Verlag hat den SF-Klassiker "Der Unsichtbare" von H. G. Wells neu herausgebracht. Dem Werk ist ein sehr ausführliches Vorort von Thomas Allan Shippey voran gestellt, dass sich sowohl mit dem vorliegenden Roman als auch mit anderen Werken von Wells auseinander setzt. Er sieht Wells als einen Pionier in der SF-Literatur an und dementsprechend habe ich die Geschichte auch gelesen. Vorweg sei gesagt, dass das Vorwort zwar schon auf den Roman einstimmt, aber wenn man die Geschichte nicht kennt, natürlich auch ein wenig vorweg nimmt. Ggf. wäre es deswegen ratsam dieses Vorwort erst zum Schluss zu lesen, wobei mich persönlich das vorzeitige Lese nicht gestört hat.
Für mich war der Roman deswegen spannend, weil das Thema der Unsichtbarkeit im Vordergrund stand. Wie geht ein Mensch, der Unsichtbarkeit erlangt, mit diesem Zustand um? Der Titel nimmt schon einiges an anfänglicher "Spannung" vorweg, so dass der Leserin von Anfang an klar ist, worum es sich dreht und auch was es mit dem Fremden auf sich hat. Ich finde das in Ordnung, weil ich so unmittelbar erfahren haben, wie der unsichtbare Fremde auf andere Menschen wirkt. Im Laufe des Buches merkte ich, wie viele Gedanken Wells sich um den Zustand der Unsichtbarkeit gemacht hat. Das hat mir sehr gut gefallen, denn meistens ist Unsichtbarkeit einfach eine Gabe, die die Helden in Romanen haben und damit tolle Sachen vollbringen können. In dieser Geschichte wird sich der Unsichtbarkeit aber aus einer anderen Warte genähert und für mich wurde die Unsichtbarkeit auch nicht als Gabe, sondern wirklich als Zustand gezeigt. Daraus resultiert schließlich auch die Spannung des Buches, durch die am Ende in ein wahres Show-Down gelingt.
Abgerundet wird diese Ausgabe mit einigen Illustrationen von Hauke Kock, die ich persönlich sehr gelungen fand. Die Illustrationen passten hervoragend zum Text. Da ich aber einen Roman und kein Bilderbuch erwartet habe, war die Häufigkeit derer perfekt dosiert.
Kurze Frage zu unserer Seite
Vielen Dank für Ihr Feedback
Wir nutzen Ihr Feedback, um unsere Produktseiten zu
verbessern. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir Ihnen keine Rückmeldung geben können. Falls Sie
Kontakt mit uns aufnehmen möchten, können Sie sich aber gerne an unseren Kundenservice wenden.