Vergnügt radelt Hauptkommissar Mütze mit seinem Freund Karl-Dieter durch die Mark Brandenburg, als sie unter dem Birnbaum von Ribbeck eine grausige Entdeckung machen: Ein kleiner Hund zerrt sie zu einem Mann mit eingeschlagenem Schädel. Natürlich beginnt Mütze trotz Urlaub direkt mit den Ermittlungen: Welches Geheimnis hat die Ehefrau des Toten? Was hat es mit dem abgetrennten Wolfskopf auf sich? Und wer ist der Mann, der im Fontanekostüm durch Neuruppin läuft? Bald wird klar: Der Schlüssel zur Lösung des Falls scheint bei Theodor Fontane zu liegen …
Auf Schusters Rappen und Fontanes Spuren durch die Mark Brandenburg
hasirasi2 aus Dresden am 18.02.2019
Bewertungsnummer: 1174056
Bewertet: Buch (Taschenbuch)
Karl-Dieter hat seinen Lebensgefährten Mütze endlich zu einer Fahrradtour auf Fontanes Spuren durch die Mark Brandenburg überreden können, allerdings endet die Tour schon am ersten Tag auf dem Ribbecker Friedhof unterm Birnbaum. Dort finden sie eine männliche Leiche mit einer Axt im Schädel. Mütze ist Hauptkommissar und bietet dem zuständigen Polizisten Treibel sofort Amtshilfe an, denn er ermittelt lieber, als dass er Fahrrad fährt. Kurz darauf finden sie auf dem Handy des Toten das Foto eines geköpften Wolfes, in Neuruppin wird das Fontane-Denkmal mit roter Farbe geschändet und ein Mann im Fontanekostüm kreuzt mehrfach ihren Weg ...
Diverse Verdächtige sind schnell ermittelt. Sowohl die Frau des Toten, die nicht wirklich trauert, als auch dessen Jagdfreunde verhalten sich merkwürdig. Musste er sterben, weil er nach dem Wolfsmörder suchte? War er seiner Ehefrau im Weg? Oder hängt es gar mit Fontanes Geheimnis zusammen, das in der Forschung lange totgeschwiegen wurde?!
Mütze und Karl-Dieter sind ein liebenswertes Pärchen. Ich finde es gut, dass der Autor hier ganz ohne die üblichen Schwulenklischees auskommt. Während sich der Kommissar in die Ermittlungsarbeit stürzt, genießt sein Freund weiter den geplanten Urlaub. Dass er dabei einige Leute aus dem Umkreis des Toten kennenlernt, die zum Teil auch noch in den Fall involviert sind und ihm (un)bewusst wichtige Hinweise geben, ärgert Mütze besonders. Aber Kurt-Dieter hat eben etwas Sympathisches an sich und schließt schnell neue Freundschaften. Während Mütze ein eher praktischer Typ ist, neigt Karl-Dieter zum Philosophieren und kommt damit auch der Lösung oft ziemlich nahe.
2019 jährt sich Fontanes Geburtstag zum 200sten Mal. Der Krimi kommt also genau zur richtigen Zeit. Außerdem man merkt ihm an, dass sich der Autor auf diesem Gebiet und auch in der Mark Brandenburg sehr gut auskennt. Ich möchte aber darauf hinweisen, dass es sich eher um einen Cosy-Krimi handelt, der von den Figuren und dem Setting lebt und nicht von einem super gruseligen / spannenden Fall.
Ich kenne die Gegend um Rheinsberg, Neuruppin und den Ruppiger See vom Wasserwandern und bekam beim Lesen sofort wieder Lust auf eine Reise in diese Gegend. Wer sich (bisher) nicht mit Fontane auskennt, erfährt im Zuge der Handlung und im Anhang viel Wissenswertes über sein Werk und sein Leben.
Meine Meinung:
Am 30.12.2019 feiern wir den 200. Geburtstag von Theodor Fontane. Als Lehrerin habe ich immer wieder mit seinen Werken zu tun und gerade „Herr Ribbeck von Ribbeck im Havelland“ und „John Maynard“ kennt wohl jeder aus dem Deutschunterricht.
Aus diesem Grund war ich sehr auf das Buch des Autors gespannt, denn ein Krimi rund um Fontane – das konnte ich mir gar nicht richtig vorstellen. Wie wollte der Autor Fontane und sein Leben/seine Werke in seinen Kriminalfall einfließen lassen? Das würde bestimmt spannend werden.
Zudem war ich neugierig auf das doch eher seltene Ermittlerpärchen. Denn Pärchen trifft es genau. Die beiden sind nämlich ein Paar und es sind zwei Männer. Karl-Dieter und Mütze, wobei eigentlich nur Mütze zur Polizei gehört. Karl-Dieter trägt eher unbewusst zur Lösung des Falls bei, da er sich durch sein freundliches Wesen und der offensichtlichen Liebe zu Fontane und seinen Werken schnell Freunde unter den „Einheimischen“ macht und dadurch einiges erfährt, was Mütze hilft.
Die beiden sind sehr unterschiedlich in ihrem Wesen, beide sehr sympathisch und ich empfand es als sehr angenehm, dass sich der Autor nicht mit irgendwelchen Vorurteilen gegenüber homosexuellen Männern aufhält. Die beiden werden nicht überzeichnet, sind nicht auffällig in ihrem Verhalten oder ihrer Sprache. Es gibt weder Küsse noch Geschmuse, die sexuelle Komponente gibt es -bis auf Karl-Heinz Kinderwunsch- nicht. Das kam mir sehr entgegen. Trotz allem bekommt man einiges mit, was die Partnerschaft der beiden betrifft. Sie besitzen jeder ihre Eigenheiten und es hat mir Spaß gemacht, diese zu verfolgen. Beide zusammen sind einfach ein sehr sympathisches Ermittler – Team, das den Leser auch an deren Privatleben teilhaben lässt. Das gelingt dem Autor auch durch den Perspektivenwechsel.
Während des Lesens erfährt man einige interessante Informationen über Fontanes Leben und seine Werke. Ich empfand das als eine Bereicherung, auf Fontanes Spuren zu wandeln. Gut bzw. sinnvoll ist es, wenn man schon ein wenig belesen ist. Ich denke, das macht dann mehr Spaß! Im Anhang gibt es zudem noch viele, ausführliche Erklärungen!
Fazit:
Der „Fall Fontane“ lebt für mich eher von der Einbeziehung des Lebens und der Werke Fontanes und von dem sehr sympathischen Ermittler-Duo als von Nervenktizel! Die Spannung bleibt zwar durchgängig erhalten, es wird aber nie richtig gefährlich. Es handelt sich um einen soliden Kriminalroman mit Humor und Wissensvermittlung/auffrischung!
Wir nutzen Ihr Feedback, um unsere Produktseiten zu
verbessern. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir Ihnen keine Rückmeldung geben können. Falls Sie
Kontakt mit uns aufnehmen möchten, können Sie sich aber gerne an unseren Kund*innenservice wenden.