Ein pechschwarzer Alpenwestern packend bis zum letzten Satz.
Während ein Schneesturm von biblischem Ausmaß die Umgebung von Graz heimsucht, spült eine Gefängnisrevolte das versunkene Böse zurück an die Oberfläche der Gesellschaft. Kurz darauf wird Mordermittler Armin Trost von Unbekannten entführt – und zum Spielball eines perfiden Racheplans. Eingeschlossen in ein winterliches Bergdorf muss er einsehen, dass nicht nur sein eigenes Leben in Gefahr ist, sondern auch das seiner Familie. Und dann schnappt die Falle zu. Die Falle, die dem Ermittler den Verstand raubt . . .
Robert Preis ist für mich ein Meister der Atmosphäre und seine Reihe um Ermittler Armin Trost versprüht eine ganz besondere, die für mich einem exzellenten Psychothriller in nichts nachsteht. Deshalb habe ich mich riesig auf den inzwischen fünften Fall gefreut und ich bin wieder einmal richtiggehend an den Seiten geklebt.
Es beginnt mit einem Prolog, der einem Gänsehaut bereitet und schon zahlreiche Fragen stellt. Vor einigen Jahren wird ein Mörder verurteilt, der außer sich, Armin Trost mit den Worten Eines Tages wird es passieren offen droht, und im Jetzt wird eine Frau von einem Weihnachtsmann niedergeschlagen und verschleppt. Was hat das mit dem Großeinsatz wenig später in der Karlau, dem Grazer Gefängnis für die schlimmste Sorte von Verbrechern Österreichs, zu tun, der alle Polizeikräfte der Umgebung in Atem hält? Die Ursache angeblich ein Stromausfall, der den Schließmechanismus außer Kraft gesetzt hat, kann die Lage in den Griff gebracht werden und auch keinem der Insassen ist eine Flucht gelungen. Alle gehen davon, dass der Vorfall damit abgeklärt ist, doch Armin Trost hat ein komisches Gefühl, irgendetwas stimmt doch nicht, wenn sich die Schwerverbrecher alle mehr oder weniger einfach wieder beruhigen lassen. Als er wenig später entführt wird, deutet alles darauf hin, dass ihn sein Instinkt nicht getrogen hat. Ich glaube hier hat Trost seinen schwersten Fall aller Zeiten, der er treibt ihn auf allen Ebenen, bei Familie angefangen, über Freundschaft und Verstand, bis hin zur körperlicher Erschöpfung, mehr als nur an den Rand seiner Kräfte.
Der Autor spielt mehr als gelungen mit mehreren Perspektiven, Trosts Familie in der Hand von Ganoven, er gekidnappt und in ein abgelegenes Bergdorf verschleppt und dort, nicht nur von Verrückten und mindestens einer Toten umgeben, hat er nur die Wahl sich dem Wetterchaos zu stellen oder es mit seinen eigenartigen Entführern aufzunehmen. Doch wenn er noch länger hier draußen blieb, würde er nie wieder zurückkehren, das wusste er. Der Sturm was zu stark, die Kälte zu groß. Wenig Alternative und derweil laufen die Ermittlungen mehr oder weniger auf Hochtouren, Kollegin Annette Lemberg am Rand der Verzweiflung aus Sorge um ihren Chef, der gleichzeitig ihre Liebe ist, Gierack, ja eigentlich eher derjenige, der sich am fertigen Ermittlungserfolg sonnt und ein liebestoller neuer Kollege, der sich vor allem wegen Kollegin Annette profilieren will, wird diese Truppe es schaffen, hier in diesem Fall und vor allem unter diesen Wetterbedingungen Land zu gewinnen? Hier darf man rätseln, die Atmosphäre zieht einen regelrecht wie ein Sog ins Buch und man fiebert mit bis zum letzten Moment. Einfach nur ein genial erdachter Krimi, der einen mehr als ausgeklügelten und perfiden Racheplan ans Tageslicht zerrt.
Der einnehmende Schreibstil nimmt den Leser gefangen und lässt ihn nicht mehr los, die Seiten fliegen nur so dahin und an Schlaf ist eigentlich nicht mehr zu denken, vor Ende des Krimis schon gar nicht und danach mit Sicherheit auch nicht sofort. Gänsehautfeeling und Achterbahnfahrt der Gefühle sind hier von Anfang bis Ende inbegriffen. Im einen Moment noch gelacht oder geschmunzelt, im nächsten schon vor Angst gezittert, nur um dann wenig später über eine skurrile Person den Kopf schütteln zu können, der Autor weiß seine Leser richtig mitzunehmen. Grandiose Beschreibungen lassen mit vor Ort sein, die Kälte fast selbst spüren, die Anspannung oder Ängste fühlen und einen richtigen Film im Kopf abspulen. Treffende Vergleiche, zahlreiche kleine ergänze, teils skurrile, perfide Details runden das großartige Lesevergnügen zu einem absoluten Pageturner ab.
Armin Trost, wer ihn nicht kennt, könnte vielleicht sogar denken, er ist nicht ganz bei Sinnen, weshalb es vielleicht besser ist, bei seinen ersten Fällen mit der Reihe zu beginnen, auch wenn dieser abgeschlossen ist. Er ist ein ganz individueller Charakter, schläft im Baumhaus, lässt seine Ehefrau samt Kindern in der Luft hängen und Kollegin Annette Lemberg weiß auch nicht, wie er sich eine Zukunft nach einem Kuss vorstellt. Er geht fast konsequent nie an sein Handy, kann im Stehen schlafen und wegträumen, aber behält eben auch beim Äußersten seine Nerven und überlegt erst gründlich bevor er impulsiv falsch handelt, was ihn als Ermittler sicher einzigartig macht. Annette Lemberg, die mir bisher eigentlich sehr sympathisch war, konnte dieses Mal nicht allzu sehr punkten bei mir. Aber gut haben mir ihre kleinen und größeren Reibereien mit Chef Gierack, der sich eigentlich am liebsten im Erfolg badet und vor den Medien mit fremden Lorbeeren schmückt, gefallen. Neu in der Truppe ist Reinhard Maria Hinterher, der im wahrsten Sinne hinterher ist und das vor allem hinter Annette. Bärenkräfte mobilisierend zeigt er hier mehr als vollen Einsatz, vor dem ich meinen Hut ziehe. Auch die Nebendarsteller sind originell und grandios gezeichnet, vom verurteilten Mörder im Prolog, bei dessen Beschreibung es einem eiskalt den Rücken hinunter läuft, über den eklig, nasenpopelnden Entführer Gigerl, bis hin zu Langerdinger, der Amtshilfe leisten muss und für seinen beherzten Einsatz einen Orden verdient. Sehr gut hat mir auch der vierbeinige Kumpel Bernhardiner Zeus mit seinen Auftritten gefallen.
Grandios ist das Lokalkolorit getroffen. Gut gefällt mir, dass hier immer wieder auch in Dialekt geredet werden darf und österreichische Begriffe verwendet werden. Es ist ganz klar zu erkennen Graz kurz vor Weihnachten, ein Bummel über den schönsten Weihnachtsmarkt von ganz Österreich, doch noch leichter Schneefall rechtzeitig zum Fest, idyllischer könnte es nicht sein. Aber das Schöne ist bei Robert Preis stets dem Schrecklichen so nah. Denn dort gibt es auch Weihnachtmänner die niederschlagen und entführen. Aus der heimeligen Weihnachtsmarktatmosphäre entsteht langsam ein Setting für den perfekten Gänsehautkrimi. Frostig, weiße Weihnachten artet zu Eiseskälte, heftigem Schneefall und Sturm aus und bringt die Ermittler inmitten von Bergen an den Rand ihrer Kräfte.
Alles in allem ein Pageturner, der meines Erachtens fast mehr als 5 Sterne verdient. Dank einem grandiosen Cliffhanger, der wie gewohnt alles offen lässt für Armin Trosts Zukunft, fiebere ich schon jetzt auf den nächsten Fall hin.
Eine Gefängnisrevolte hält die Stadt Graz in Atem. Sämtliche verfügbaren Polizeikräfte werden herbeigerufen versuchen einen Ausbruch der Kriminellen zu verhindern. Dies gelingt auch und nach einigen Stunden sitzen die Verurteilten wieder in ihren Zellen. Alles scheint wieder in geregelten Bahnen zu verlaufen, nur Mordermittler Armin Trost ist verwundert über den reibungslosen Ablauf. Kurze Zeit später hat er ein ganz anderes Problem, er wird entführt und an einen entlegenen Ort gebracht. Dort wird er mit seiner beruflichen Vergangenheit konfrontiert, und muss erkennen, welche Ausmaße eine Emotion wie die Wut annehmen kann...
"Grazer Wut" ist bereits der fünfte Band der Serie um den außer-gewöhnlichen Ermittler Armin Trost. Wie in den Vorgängerbänden gelingt es dem Autor Robert Preis mit seinem intensiven und bildreichen Schreibstil eine sehr düstere und bedrückende Atmosphäre zu schaffen. Das führt dazu, dass der Kriminalroman aus meiner Sicht durchaus in die Richtung eines Psychothriller mit Horror-Elementen rückt. Das Setting mit dem verlassenen und eingeschneiten Dorf trägt sicherlich noch dazu bei. Der Charakter des Hauptprotagonisten ist schon ein besonderer. Armin Trost muss mit sich selbst ins Reine kommen, lebt in einem Baumhaus und weiß nicht, was er von seiner Zukunft erwarten soll. In diesem nicht ganz einfachen Gemütszustand gerät er nun in eine Situation, die nicht nur für ihn, sondern für alle Personen seiner Umgebung mit Gefahr verbunden ist. Der Spannungsbogen wird so über die gesamte Länge des Buches aufrechtgehalten, um dann in einem fulminanten und spektakulären Finale zu enden. Die Geschichte wird in einem hohen Tempo erzählt, was der Autor mit häufigen Perspektivwechseln, kurzen Sätzen und Kapiteln zusätzlich belebt.
Insgesamt handelt es sich meiner Meinung nach bei "Grazer Wut" um eine sehr gelungene Fortsetzung einer tollen Krimi-Reihe, die noch hoffentlich viele Nachfolgebände hervorbringen wird. Ich empfehle das Buch sehr gerne weiter, rate aber auch dazu, sich im Vorfeld den vorherigen Bänden zu widmen, da das Buch in erster Linie auch von der Entwicklung seiner Protagonisten lebt. Meine Bewertung fällt mit den vollen fünf von fünf Sternen dementsprechend positiv aus.
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