One More Time With Feeling

Rezension

Der Film, der zur Veröffentlichung des aktuellen Albums von Nick Cave, "Skeleton Tree", im vergangenen Jahr in die Kinos kam, ist mehr als ein Dokumentar-, ja sogar mehr als ein Musikfilm. Und das obwohl er im Grunde nichts anderes zeigt als die Aufnahmesessions im Studio, in dem der Künstler und die Bad Seeds dann auch einige Songs aufführen. Doch vor dem Hintergrund seines am 15. Juli 2014 tödlich verunglückten Sohns, dessen Tod jedoch nie direkt erwähnt wird, entwickeln sich die Gespräche, Interviews und einfach nur mit der Kamera eingefangenen Momentaufnahmen zu einer Meditation und Reflektion über das Verhältnis von Kunst und Vergänglichkeit. Statt eines Seelen-Stripteases ging es Regisseur Andrew Dominik ("The Assassination Of Jesse James ByThe Coward Robert Ford", 2007 ) vielmehr darum, die Produktionsbedingungen relevanter Kunst zu zeigen. Und in der Tat erleben wir bei den Aufnahmen einen penibel vorgehenden Nick Cave, der nicht nach dem Lehrbuch vorgeht, sondern den kreativen Prozess als unendlichen Fluss an Ideen und deren möglichen Umsetzungen begreift, bei dem am Ende wie durch ein Wunder eben doch Kunst entsteht. Besonders faszinierend ist dabei der verbale und nonverbale Dialog zwischen Cave und seinem Kreativpartner Warren Ellis, den Architekten des Bad-Seeds-Sounds der letzten Alben. Die Kamera beobachtet dabei immer wieder die beiden beim vermeintlichen Scheitern, woraus sich dann doch bewegende und fordernde Musik herausbildet. Und weil die 150 Minuten in schwarz/weiß und in 3D gedreht wurden, geriet der Film auch ästhetisch zum Monument. "One More Time With Feeling" gilt sogar als der erste schwarz/weiße, Non-Animationsfilm, der im 3D-Verfahren aufgenommen wurde. Zwar funktioniert die poetische Bildersprache von Andrew Dominik, die sich gern auf ungewöhnliche Perspektiven und vermeintlichen Nebensachen fokussiert, auch als herkömmlicher 2D-Film, aber die dreidimensionale Wirklichkeit verhilft zu einer neuen, im besten Sinne künstlichen Ebene, die dem Anspruch der Musik von Nick Cave mehr als gerecht wird. Dietmar Schwenger (Quelle/Copyright: G+J Entertainment Media)