Das kalte Blut

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Beschreibung

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Verkaufsrang

83465

Format

ePUB

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Nein

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Ja

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Ja

Erscheinungsdatum

22.03.2017

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Verkaufsrang

83465

Erscheinungsdatum

22.03.2017

Verlag

Diogenes eBooks

Seitenzahl

1200 (Printausgabe)

Dateigröße

1493 KB

Auflage

2. Auflage

Sprache

Deutsch

EAN

9783257608007

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Informativ, erschütternd, unterhaltsam

umgeBUCHt Blog aus Weeze am 21.01.2021

Bewertungsnummer: 1012871

Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)

„Das kalte Blut“ offenbart sich dem Leser aus der Sicht von Koja Solm, der 1974 mit einer Kugel im Kopf auf der Hirnstation in einem Münchner Krankenhaus ist und seinem Bettnachbarn, einem Hippie, sein Leben erzählt. Was diesem zunächst noch sympathisch, unterhaltsam und witzig erscheint, wird jedoch zunehmend grausam, desillusionierend und belastend. „Warum weinen Sie nicht? Ist Ihnen nicht klargeworden, dass Sie, bitte verstehen Sie das nicht falsch, unerträglicher Abschaum sind?“ (S. 478) Die Geschichte beginnt im Zarenreich und erzählt von den beiden deutschbaltischen Brüdern Hub und Koja Solm, die einander in aufrichtiger Bruderliebe zugetan sind: strahlend-extrovertiert der Ältere, empfindsam der Jüngere. Koja möchte wie sein Vater als Künstler leben, doch politische Umbrüche und finanzielle Sorgen verhindern dies. Und so lässt sich Koja in den dreißiger Jahren von seinem großen Bruder Hub in die NS-Bewegung in Lettland und später in Berlin hineinziehen. Koja und sein Bruder werden Nazis und wenig später als SS-Offiziere und Agenten des nationalsozialistischen SD zu Tätern. Die beiden Brüder aus Riga machen Karriere: erst in Nazideutschland, dann als Spione der jungen Bundesrepublik. Beiden Brüdern gemeinsam ist die leidenschaftliche Liebe für ihre Adoptivschwester Ev. Als sich herausstellt, dass Ev jüdische Wurzeln hat, kann Koja, inzwischen Obersturmführer der SS, sie vor der Vernichtung bewahren. Im Lauf der Zeit ist Ev mal Hubs, mal Kojas Geliebte. In der leidenschaftlichen Ménage à trois tun sich moralische Abgründe auf, die zu abenteuerlichen politischen Verwicklungen führen. Nach dem Krieg und seiner Rückkehr aus sowjetischer Gefangenschaft muss sich Koja neu erfinden und verstrickt sich als Doppelagent immer mehr in Verrat und Lüge. Selbst Ev gegenüber, mit der er nach Israel zieht und die nur noch eines will: die Wahrheit über die Täter von damals zu Tage fördern. „Warum glauben immer alle (bis auf Geheimagenten natürlich), dass Ehrlichkeit am längsten währt? Ehrlichkeit hat niemals eine Zukunft, es sei denn, sie lässt sich als List gebrauchen.“ (S. 834) Wer sich auf dieses 1200 Seiten umfassende Werk einlässt, dem wird einiges geboten. Wir haben es hier mit interessanten vielschichtigen Charakteren zu tun, die weder komplett gut noch komplett böse sind. Das Handeln der Personen ist nachvollziehbar oder eben nicht nachvollziehbar, wird den Protagonisten aber zugetraut. Es ist gefühlvoll, herzergreifend, nicht gerade moralisch einwandfrei, manchmal brutal, widerwärtig und abstoßend. Eine Stelle im Buch ließ mich beim lesen erschrocken zusammenzucken. Doch dieser Roman baut nicht auf Schockmomente, auch wenn diese vorhanden sind, sondern vielmehr berührt die Gefühlsvielfalt, die einem diese Personen bieten und durchleben lassen – und vor allem die Informationen, die Chris Kraus hier vermittelt. So hat der Autor diesen Roman parallel neben seiner unveröffentlichten Familiengeschichte verfasst und einen umfangreichen Literatur- und Quellenverweis der Fachbücher (online) aufgelistet, ohne die ihm ein Zugang in die Welt der westlichen und östlichen Geheimdienste und ihres nationalsozialistischen Äquivalents, des SD, verschlossen geblieben wäre. Auch in den Vorbemerkungen des Buchs weist der Autor darauf hin, dass nur ein kleiner Teil der geschilderten Geschehnisse und politischen Affären gänzlich erfunden sind. Und so lässt er seine fiktiven Figuren inmitten realer früherer Geheimdienstoperationen agieren und erzählt davon, wie der BND in der noch jungen Bundesrepublik von ehemaligen Nazis gegründet und geführt wurde. Sicherheitshalber steht jedoch auch im Vorwort: „Ihre Gültigkeit haben die Handelnden wie auch ihre beschriebenen Handlungen dennoch nur in der fiktiven Welt des folgenden Romans. Außerhalb davon mag es sich so oder auch anders zugetragen haben.“ Und so konnte mich Chris Kraus mit diesem Roman dank des ironischen, teilweise sarkastischen Erzähltons, gefühlvoller Schilderungen und der bildhaften Sprache gut unterhalten. Gleichzeitig habe ich über die Verstrickungen der Geheimdienste gelesen und mir einige Gedanken über die NS-Zeit, sowie den Aufbau der Bundesrepublik gemacht. Dieses Buch kann ich jedem empfehlen, der sich für diese Themen interessiert.
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Informativ, erschütternd, unterhaltsam

umgeBUCHt Blog aus Weeze am 21.01.2021
Bewertungsnummer: 1012871
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)

„Das kalte Blut“ offenbart sich dem Leser aus der Sicht von Koja Solm, der 1974 mit einer Kugel im Kopf auf der Hirnstation in einem Münchner Krankenhaus ist und seinem Bettnachbarn, einem Hippie, sein Leben erzählt. Was diesem zunächst noch sympathisch, unterhaltsam und witzig erscheint, wird jedoch zunehmend grausam, desillusionierend und belastend. „Warum weinen Sie nicht? Ist Ihnen nicht klargeworden, dass Sie, bitte verstehen Sie das nicht falsch, unerträglicher Abschaum sind?“ (S. 478) Die Geschichte beginnt im Zarenreich und erzählt von den beiden deutschbaltischen Brüdern Hub und Koja Solm, die einander in aufrichtiger Bruderliebe zugetan sind: strahlend-extrovertiert der Ältere, empfindsam der Jüngere. Koja möchte wie sein Vater als Künstler leben, doch politische Umbrüche und finanzielle Sorgen verhindern dies. Und so lässt sich Koja in den dreißiger Jahren von seinem großen Bruder Hub in die NS-Bewegung in Lettland und später in Berlin hineinziehen. Koja und sein Bruder werden Nazis und wenig später als SS-Offiziere und Agenten des nationalsozialistischen SD zu Tätern. Die beiden Brüder aus Riga machen Karriere: erst in Nazideutschland, dann als Spione der jungen Bundesrepublik. Beiden Brüdern gemeinsam ist die leidenschaftliche Liebe für ihre Adoptivschwester Ev. Als sich herausstellt, dass Ev jüdische Wurzeln hat, kann Koja, inzwischen Obersturmführer der SS, sie vor der Vernichtung bewahren. Im Lauf der Zeit ist Ev mal Hubs, mal Kojas Geliebte. In der leidenschaftlichen Ménage à trois tun sich moralische Abgründe auf, die zu abenteuerlichen politischen Verwicklungen führen. Nach dem Krieg und seiner Rückkehr aus sowjetischer Gefangenschaft muss sich Koja neu erfinden und verstrickt sich als Doppelagent immer mehr in Verrat und Lüge. Selbst Ev gegenüber, mit der er nach Israel zieht und die nur noch eines will: die Wahrheit über die Täter von damals zu Tage fördern. „Warum glauben immer alle (bis auf Geheimagenten natürlich), dass Ehrlichkeit am längsten währt? Ehrlichkeit hat niemals eine Zukunft, es sei denn, sie lässt sich als List gebrauchen.“ (S. 834) Wer sich auf dieses 1200 Seiten umfassende Werk einlässt, dem wird einiges geboten. Wir haben es hier mit interessanten vielschichtigen Charakteren zu tun, die weder komplett gut noch komplett böse sind. Das Handeln der Personen ist nachvollziehbar oder eben nicht nachvollziehbar, wird den Protagonisten aber zugetraut. Es ist gefühlvoll, herzergreifend, nicht gerade moralisch einwandfrei, manchmal brutal, widerwärtig und abstoßend. Eine Stelle im Buch ließ mich beim lesen erschrocken zusammenzucken. Doch dieser Roman baut nicht auf Schockmomente, auch wenn diese vorhanden sind, sondern vielmehr berührt die Gefühlsvielfalt, die einem diese Personen bieten und durchleben lassen – und vor allem die Informationen, die Chris Kraus hier vermittelt. So hat der Autor diesen Roman parallel neben seiner unveröffentlichten Familiengeschichte verfasst und einen umfangreichen Literatur- und Quellenverweis der Fachbücher (online) aufgelistet, ohne die ihm ein Zugang in die Welt der westlichen und östlichen Geheimdienste und ihres nationalsozialistischen Äquivalents, des SD, verschlossen geblieben wäre. Auch in den Vorbemerkungen des Buchs weist der Autor darauf hin, dass nur ein kleiner Teil der geschilderten Geschehnisse und politischen Affären gänzlich erfunden sind. Und so lässt er seine fiktiven Figuren inmitten realer früherer Geheimdienstoperationen agieren und erzählt davon, wie der BND in der noch jungen Bundesrepublik von ehemaligen Nazis gegründet und geführt wurde. Sicherheitshalber steht jedoch auch im Vorwort: „Ihre Gültigkeit haben die Handelnden wie auch ihre beschriebenen Handlungen dennoch nur in der fiktiven Welt des folgenden Romans. Außerhalb davon mag es sich so oder auch anders zugetragen haben.“ Und so konnte mich Chris Kraus mit diesem Roman dank des ironischen, teilweise sarkastischen Erzähltons, gefühlvoller Schilderungen und der bildhaften Sprache gut unterhalten. Gleichzeitig habe ich über die Verstrickungen der Geheimdienste gelesen und mir einige Gedanken über die NS-Zeit, sowie den Aufbau der Bundesrepublik gemacht. Dieses Buch kann ich jedem empfehlen, der sich für diese Themen interessiert.

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fulminante Zeitgeschichte

Bewertung am 28.05.2018

Bewertungsnummer: 267146

Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)

Die Geschichte der baltischen Brüder Solm reisst einen sofort mit und stürzt den Leser in hochdramatische Zeit - und Lebensgeschichte.Ich habe lange gezögert mich auf die umfangreiche Geschichte einzulassen aber einmal angefangen konnte ich mich nicht mehr losreißen....Ein ganze großer Erzähler der einem sehr besondere Lesestunden verschafft !
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fulminante Zeitgeschichte

Bewertung am 28.05.2018
Bewertungsnummer: 267146
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)

Die Geschichte der baltischen Brüder Solm reisst einen sofort mit und stürzt den Leser in hochdramatische Zeit - und Lebensgeschichte.Ich habe lange gezögert mich auf die umfangreiche Geschichte einzulassen aber einmal angefangen konnte ich mich nicht mehr losreißen....Ein ganze großer Erzähler der einem sehr besondere Lesestunden verschafft !

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Das kalte Blut

von Chris Kraus

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