Mascha ist jung und eigenwillig, sie ist Aserbaidschanerin, Jüdin, und wenn nötig auch Türkin und Französin. Als Immigrantin musste sie in Deutschland früh die Erfahrung der Sprachlosigkeit machen. Nun spricht sie fünf Sprachen fließend und ein paar weitere so "wie die Ballermann-Touristen Deutsch". Sie plant gerade ihre Karriere bei der UNO, als ihr Freund Elias schwer krank wird. Verzweifelt flieht sie nach Israel und wird schließlich von ihrer eigenen Vergangenheit eingeholt. Mit perfekter Ausgewogenheit von Tragik und Komik und mit einem bemerkenswerten Sinn für das Wesentliche erzählt Olga Grjasnowa die Geschichte einer Generation, die keine Grenzen kennt, aber auch keine Heimat hat.
Ich habe dieses Buch gelesen, nachdem ich den Film gesehen habe. Buch und Film unterscheiden sich. Auch wenn sie im Kern gleich sind. Beide transportieren auch das gleich Gefühl. Die gleich Person.
Ein turbulentes Leben, mit vielen Schicksalsschlägen. Das Buch beginnt mitten im Leben - und endet mitten im Leben. Auch wenn ich mir ein klares Ende gewünscht hätte, gibt es das so nicht. Und es ist auch richtig so.
Die Wurzeln die ein Mensch mitbringt, die Wege die sich Emotionen bahn brechen, die Entscheidungen die Menschen treffen, die Wahrheit, die Summe aller Erfahrungen / Sehsüchte / Träume, alles ist hier in diesem Buch.
Es ist Liebe, es ist Leben. Und es ist Tod und es ist Verzweiflung.
Es ist die Suche nach dem Sinn.
Vorne herab sei gesagt, dass ich diesem Buch aus nur zwei Gründen 4 Sterne gegeben habe:
-Es hat auf den letzten Seiten einen besseren Eindruck bei mir hinterlassen, als lange Zeit beim Lesen des restlichen Buches.
-Es sind Sympathie Punkte, da ich selbst Deutsch-Russin bin und noch nie über eine Protagonistin mit zumindest ähnlicher Abstammung gelesen habe.
Der Titel ist meiner Meinung nach sehr passend. Die Frage nach einer "staatlichen" Identität auf eine so simple Aussage zu reduzieren wie "Der Russe ist einer, der Birken liebt" steht in einem schönen Kontrast zur Realität und zu einer Generation, die selbst den Versuch, sich mit Nationen oder Völkergruppen zu identifizieren, aufgegeben hat.
Auch den Einstieg des Buches (schätzungsweise die ersten 5 Kapitel) empfand ich als richtig gut. Positiv ist mir auch hier der nahezu lächerlich tragische Kontrast zwischen Mascha, die einen Genozid überlebt hat und Elias, der an etwas so banalen wie einen Beinbruch stirbt, aufgefallen.
Doch nach Elias' Tod baut die Geschichte schlagartig ab, ohne jemals auf ihr anfängliches Nieveau zurückzufinden. Nach dem Mascha nach Isreal reist, gibt es einen kurzen Aufschwung, der sich jedoch relativ schnell wieder im Nichts auflöst.
Die gesamte Struktur des Buches erinnert mich unweigerlich an ein Schulprojekt. Die Kapitel wirken steif und als ob sie sich fest an vorgegebenen Regeln entlanghangeln. Die über das gesamte Buch verstreuten Aussagen über das "postmigrantische" Leben in Deutschland gefallen mir natürlich wieder aufgrund des Identifikationsfaktor, handle es sich um komplizierte Nachnamen, ein wenig "beliebiges Land einfügen" zu sein, Sonnenblumenkerne, aufgegebene Existenzen, Unterschätzung im Alltag ...
Die immer wiederkehrenden geschichtlichen Exkurse hingegen konnten mich nicht beieindrucken, haben jedoch ihre Daseins-Berechtigung.
Alle Figuren (bis auf Mascha) sind nichts weiter als Schatten, die sich entweder nur um Mascha kreisen, oder eine klischeehaft plakative Message übermitteln sollen.
Mascha wirkt von Anfang an psychisch angeknackst und ziemlich selbstzentriert. Ihr Handeln ist mal mehr, mal weniger naiv und wird zum Ende des Buches hin schlagartig selbstzerstörerisch und auch ihr Egoismus nimmt neue Höhen an. Im allgemeinen ist sie eine mutige Frau, die jedoch in vielen Bereichen schrecklich unselbstständig ist. Sie weiß was sie will, steht sich jedoch selbst im Weg und ist sich dessen bewusst.Kurzum ist Mascha ein sehr kindlicher Charakter, der nicht in der Lage ist seine Traumata zu überwinden. Im Algemeinen finde ich sie sehr gut ausgearbeitet.
Wie bereits erwähnt hat mir das Ende gefallen, da ich wohl in der richtigen Stimmung dafür war. Maschas Handlungen in den letzten Kapiteln zeugen von einem überspitzten Maß an Dummheit und kindlichem Übermut und führen zu einem passenden Abschluß für ihren Charakter.
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