Imre Kertész ist etwas Skandalöses gelungen: die Entmystifizierung von Auschwitz. Es gibt kein literarisches Werk, das in dieser Konsequenz, ohne zu deuten, ohne zu werten, der Perspektive eines staunenden Kindes treu geblieben ist. Wohl nie zuvor hat ein Autor seine Figur Schritt für Schritt bis an jene Grenze hinab begleitet, wo das nackte Leben zur hemmungslosen, glücksüchtigen, obszönen Angelegenheit wird.
Der Ich-Erzähler, György Köves, wird mit 14 Jahren nach Auschwitz und danach nach Buchenwald deportiert. Der Roman ist konsequent aus der Sicht des Jungen ohne Einbezug von Nachwissen, gänzlich ohne Empörung geschrieben.
Er hat sich nicht widersetzt, schon gar nicht kollaboriert, er hat einfach «einen Schritt nach dem anderen gemacht». «… und ich weiss wohl, dass ich jeden Gesichtspunkt gelten lasse, um den Preis, dass ich leben darf». Darin unterscheidet er sich nicht von den Zurückgebliebenen in Budapest, die sich aber nach seiner Rückkehr selbst als Opfer fühlen, ihn nicht verstehen wollen, sich gar über ihn empören.
«… nur war es nicht einfach so, dass die Dinge «kamen», wir sind auch gegangen. Nur jetzt wirkt alles so fertig, so abgeschlossen, unveränderlich, endgültig, so ungeheuer schnell und so fürchterlich verschwommen, so, als sei es «gekommen»: nur jetzt, wenn wir es im Nachhinein, von hinten her sehen. Und, freilich, auch wenn wir das Schicksal schon im voraus kennen. Dann bleibt uns, in der Tat, nur noch die einleuchtende Erkenntnis, wie die Zeit vergeht».
(Gespräch mit Steiner und Fleischmann Kapitel 9 Roman eines Schicksallosen)
Ein ausserordentlicher Roman über jemanden, der in Gefangenschaft gerät, seine Anständigkeit während der Gefangenschaft mit aller Kraft zu bewahren versucht und nach seiner Rückkehr unverstanden bleibt. Nie habe ich etwas Bewegenderes, Authentischeres und Nachvollziehbareres zu diesem Thema gelesen.
Ein unbedingt lesenswertes Buch!!
Jonathan Jäger aus Eisenach am 16.11.2010
Bewertet: Buch (Taschenbuch)
Die Zeit im Konzentrationslager und das Leben danach - aus der Sicht eines 14-jährigen Jungen.
Imre Kertèsz schafft es in seinem Roman einen sehr objektiven und fast wertungsfreien Einblick in eines der dunkelsten Themen der Weltgeschichte zu vermitteln.
Der hervorgehobene Identitätsverlust und die Selbstwahrnehmung der Häftlinge regen auch nach der Lektüre noch zum Nachdenken an.
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