Als Mark Scheppert diese Geschichten 2008 zu schreiben begann, hatte er sich vorgenommen, stellvertretend für seine Generation etwas Neues und Einzigartiges über die DDR zu schreiben. Denn seltsam: In keinem der angeblich so „typischen“ literarischen Denkmälern für dieses verschwundene Land fand er sich wieder. Er gehörte auch nicht zu der Generation von „Zonenkindern“ und wohnte in keiner „Sonnenallee“ und in keinem „Turm“. Seine Jugend, seine Auseinandersetzung mit diesem seltsamen Ort namens DDR, seine Erfahrungen und seine Kämpfe, kamen nirgendwo vor. Und erst recht nicht das Gefühl, das er mit dieser Zeit verband. Komisch. War er so ein Sonderfall?
„Die Geschichten von Mark Scheppert sind temporeich und witzig geschrieben und dabei schonungslos ehrlich. Ein unterhaltsamer und radikal persönlicher Blick auf den Alltag in der DDR, der gerade deshalb für alle in diesem neuen Deutschland von Bedeutung sein sollte. Scheppert erzählt mit eigener Stimme von einer anderen DDR als der, die wir so oft verabreicht kriegen.“
Hannes Klug, Journalist und Drehbuchautor
„...Die alten Lehrer fragten, was wir in unseren Urlaub erlebt hatten, und die neuen interessierten sich für die Berufe unserer Eltern. Voller Stolz konnte ich immer allen erzählen, dass mein Vater Trainer im Radsport und meine Mutter Sekretärin im Außenhandel war...“
Der Autor war ca. 18 Jahre, als die Mauer fiel. Er lebte bis dahin in Ostberlin und begriff schon in seiner Kindheit, dass er zu den Privilegierten gehörte. In 30 kurzen Geschichten schildert er seine Sicht auf die DDR. Das Besondere an dem Buch ist, dass er sein Erleben wiedergibt, ohne zu beschönigen, aber auch ohne zu werten. Gleichzeitig sind Erlebnisse nach der Wende mit eingeflochten, die ebenfalls nicht nur Schwarz oder Weiß sind.
Schon die erste Geschichte zeigt, worum es dem Autor geht. Unsere Erinnerungen sind nicht immer so, wie die eigentliche Realität war. Die Eltern hatten einen Schrebergarten. Für einen Jugendlichen waren die Ausflüge in den Garten ein Muss und kein Vergnügen. Die Bilder des Albums aber sprechen eine andere Sprache. Sie zeigen die positiven Seiten.
Das Buch zeichnet sich durch einen humorvollen Schriftstil aus, wie das folgende Zitat belegt:
„...Damit ich wenigsten eine Zwei bekam, schlug ich meinem Meister vor, dass ich die vier Stunden jeden Mittwoch auch gern damit zubrächte, diverse Schrauben und Muttern zu sortieren. Die handlichen Exportschlager wurden somit ordnungsgemäß montiert und ich, das ostdeutsche Aschenputtel, hatte auch einen Beitrag zum Bruttosozialprodukt geleistet...“
Kenner ahnen, dass es sich um den Unterrichtstag in der Produktion handelte, der für Schüler mit zwei linken Händen eine Katastrophe war.
Typische Ereignisse der Kindheit in der DDR werden beschrieben, sei es die Sportförderung, Altstoffsammlung, das GST-Lager oder die Jugendweihe.
Beim Lesen des Buches wird Insidern schnell klar, dass das Leben in Berlin sich in einigen Punkten von dem im Rest der Republik unterschied. Das ging schon damit los, dass der Empfang von Westfernsehen kein Problem war. Auch die Versorgungssituation war tendenziell besser. Mit einem Lächeln habe ich an mehreren Stellen registriert, dass die Berlinern nichts für die Sachsen übrig hatten. Das galt auch im umgekehrten Fall.
Ungeschminkt schreibt der Autor auch über seine Jugendstreiche. Aus Kaufhallen ließ sich eine Menge unbezahlt herausholen, wenn man clever und unerschrocken war. Hier dürfte sich ein Jugendlicher in Ostberlin kaum von den Altersgenossen im westlichen Teil der Stadt unterschieden haben. Nur beim Thema Drogen war die Wahl stark eingeschränkt. Sie reduzierte sich auf Zigaretten und Alkohol.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt eine besondere Sicht auf die DDR, weil es von jemand geschrieben wurde, der in dieses Land hineingeboren wurde. Er kannte kein Vorher, nur das hier und Jetzt und die Bilder des Fernsehens.
Mit einem Zitat möchte ich meine Rezension beenden.
„...Ich habe eine geteilte Vergangenheit mit Eltern, die sich über die DDR definieren und Nichten und Neffen, die diese nicht mehr kennen. Ich werde oftmals gefragt, wie es in diesem verschwundenen Land war und wenn ich zu erzählen beginne, wird mir nicht mehr richtig zugehört. […] Meine Kindheit und Jugend in der DDR war spannend, aber ich bin unglaublich glücklich, dass dieses unwirkliche Land […] nur noch in der Erinnerung existiert...“
Genauso war es wirklich !!!
Bewertung aus Genthin am 07.11.2019
Bewertet: Buch (Taschenbuch)
Genauso war es wirklich , ich bin auch im Osten groß geworden.
Klapptext: Als Mark Scheppert diese Geschichten 2008 zu schreiben begann,hatte er sich vorgenommen,stellvertretend für seine Generation etwas Neues und Einzigartiges über die DDR zu schreiben.Denn seltsam:In keinem der angeblich so „typischen“ literarischen Denkmälern für dieses verschwundene Land fand er sich wieder.Er gehörte auch nicht zu der Generation von „Zonenkindern“ und wohnte in keiner „Sonnenallee“ und in keinem „Turm“. Seine Jugend,seine Auseinandersetzung mit diesem seltsamen Ort namens DDR,seine Erfahrungen und seine Kämpfe,kamen nirgendwo vor.Und erst recht nicht das Gefühl,das er mit dieser Zeit verband.Komisch.War er so ein Sonderfall?
„Die Geschichten von Mark Scheppert sind temporeich und witzig geschrieben und dabei schonungslos ehrlich.Ein unterhaltsamer und radikal persönlicher Blick auf den Alltag in der DDR,der gerade deshalb für alle in diesem neuen Deutschland von Bedeutung sein sollte.Scheppert erzählt mit eigener Stimme von einer anderen DDR als der,die wir so oft verabreicht kriegen.“Hannes Klug, Journalist und Drehbuchautor.
Mein Fazit.Der Schreibstil ist locker und flüssig.Ein unterhaltsames Buch,welches unser alltägliches Leben in der DDR sehr realistisch widerspiegelt.Ich bin kein Berliner,aber ich finde mich als geborener DDR-Bürger,welcher auch nur drei Jahre jünger als der Autor Mark Scheppert ist,in den 30 Geschichten und Anekdoten wieder.Ich kann sie aus eigenem Erleben nachvollziehen und auch bestätigen.Viele typische "Verhaltensweisen" gibt es heute noch.Meine Eltern waren normale Arbeiter (nicht wie die von Mark Scheppert) aber doch habe ich die DDR genauso erlebt,aber leider ohne Westpakete.Mark erzählt frei von der Leber weg,über sein Leben in der DDR,über Sommerferien,Ferienlager,über die Bückware,über den Jugendclub,über die Schulzeit als Pionier und FDJler,die Disko,den Fußball,die erste Liebe,der 1.Rennpappe :-) ,Jugendweihe,den Wehrerziehungslagern,die Abenteuer mit den Kumpel,über die Zeit in der NVA,über die Familie und über die Sonnen-und Schattenseiten.Ein Wiedererkennen von vielen bekannten Gewohnheiten und Begebenheiten finde ich als Leser vor.Mit Humor nahm mich Mark mit auf eine Reise in unsere Vergangenheit.Ein Buch mit Herzblut und Humor.Ein Stück Zeitgeschichte,welches nicht in Vergessenheit geraten sollte.Ein absolutes Muss,auch für neugierige Westdeutsche,denn so war es wirklich damals auf der anderen Seite der Mauer.
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