Mitten in der Nacht taucht seltsamer Besuch bei Wendy auf: Peter Pan, der Junge, der nicht erwachsen werden will und fliegen kann. Er nimmt sie mit auf die Reise ins Nimmerland – das Land der Kinderspiele und der Fantasie. Hier wird Wendy von dem berüchtigten Piraten-Kapitän Hook entführt und gerät in große Gefahr. Kann Peter Pan den Piraten besiegen?
„Fliegt mit nach Nimmerland! Wenn im Orchester die große Windmaschine gedreht wird, dann rauscht die Luft rings umher und ihr seht die Insel mit ihren Bewohnern vor euch auftauchen. Wenn die Pauken dumpf erklingen, sind die Indianer wieder auf dem Kriegspfad. Finstere Akkorde umhüllen Käpt´n Hook und sein Piratenschiff. Die Harfe schimmert im Orchester auf, wenn die Meernixen durchs Wasser gleiten. Und vielleicht wollt ihr ja die Feensprache erlernen. Dann hört gut auf die Celesta und ihren märchenhaften Klang!“
Die Übersetzung des beliebten Kinderbuchklassikers wurde hier wohl per Selbstverlag herausgebracht. Leider ist sie wenig gelungen und sehr schwer verständlich. Sie wirkt sehr verworren.
Die hier vorliegende Übersetzung von Peter Pan als eBook hat natürlich den klaren Vorteil, dass sie so preisgünstig ist. Ich selbst hatte das eBook gekauft, weil ich einfach wissen wollte, was denn tatsächlich so im Original steht und inwieweit sich der Trickfilm von 1953 davon unterscheidet. Immerhin ist die Peter-Pan-Geschichte eine, welche immer wieder gern aufgegriffen wird. (Man denke nur an Steven Spielbergs Sequel von 1991 namens „Hook“ mit Robin Williams in der Hauptrolle oder das harsch kritisierte Prequel von Joe Wright, das im Jahre 2015 herauskam und zumindest mit Hugh Jackmann in der Rolle des Bösewichts – Achtung: nicht Captain Hook – aufwarten konnte. Zu guter Letzt erschien erst in diesem Jahr, sprich 2023, eine Disney-Realverfilmung des Stoffs.) Diese häufige Verwendung des Peter-Pan-Materials, von dem es auch ein Theaterstück vom ursprünglichen Schöpfer J. M. Barrie gibt, erweckte mein Interesse. Und zumindest dahingehend hat das Produkt meinen Wunsch erfüllt, nämlich zu erfahren, was im Original konkret passiert.
Doch die größte Stärke dieses Produkts ist zugleich dessen größte Schwäche. Die vorliegende Übersetzung ist nämlich nicht nur preisgünstig, sondern auch billig im doppelten Wortsinn. Man merkt einfach mehrmals, dass hier ein Lektor fehlte, der das Ganze noch einmal durchliest. Kleine Ungereimtheiten sind die Folge wie z.B. nicht übersetzte Ausrufe von Figuren oder der Umstand, dass der Name der Indianerprinzessin hier in drei verschiedenen Schreibweisen auftaucht. Auch scheint die Übersetzung an manchen Stellen schlicht misslungen. Ich schreibe deshalb „scheint“, weil ich nicht immer mit Gewissheit sagen kann, ob die Übersetzung verwirrend ist oder nicht doch schon das englische Original gezielt merkwürdig verfasst wurde. Immerhin ist die Geschichte bewusst durch kindlichen Nonsens gekennzeichnet. Wo aber definitiv eine Fehlübersetzung vorliegt, sind die zwei oder gar drei Stellen, in denen von den „schwulen“ Kindern die Rede ist. Diese Wortwahl ist derart unpassend und sinnentstellend, dass in mir die Frage aufkam, ob beim Übersetzen überhaupt ein menschliches Wesen gewirkt hat oder die Übersetzung nicht doch von einer begriffsstutzigen KI angefertigt wurde, zumal zum Schluss der Originalbegriff augenscheinlich dann doch korrekt übersetzt wurde. (Höchstwahrscheinlich findet sich im englischen Original das Wort „gay“, das bereits zu Zeiten des Autors „heiter“ bzw. „fröhlich“ bedeutete, im Laufe des 20. Jahrhunderts aber zusätzlich die Bedeutung „schwul“ erhielt.)
Schlussendlich bleibt die Frage, wie weit man bei einem derart niedrigen Preis (99 Cent) überhaupt Ansprüche an das Produkt erheben kann bzw. darf. Doch da die Peter-Pan-Geschichte inzwischen ein Kunstmärchen ist, welches ohne Übertreibung als Kulturgut – und zwar nicht nur für den englischsprachigen Raum – bezeichnet werden kann, verbittet sich eigentlich ein derart laxer Umgang damit. Und das schreibe ich als jemand, der kein wirklicher Fan dieses Franchise ist.
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