Friedrich Schillers im Jahr 1800 uraufgeführtes und 1801 publiziertes Trauerspiel in fünf Akten 'Maria Stuart' gilt aufgrund seines vollendeten Aufbaus als Musterbeispiel des klassischen deutschen Dramas. Das Werk spielt in England im Jahr 1587. Schiller spitzt den Konflikt zwischen zwei großen, gegensätzlichen Frauen zu: Königin Elisabeth I. von England und ihre Rivalin um den Thron, die schottische Königin Maria Stuart. Anstatt sich allzu streng an die historischen Fakten zu halten, fügt er zusätzliche Figuren (etwa Mortimer) und Begebenheiten hinzu; damit verleiht er der an drei Tagen stattfindenden Handlung mehr Leben und Spannung, etwa durch die Begegnung der beiden Königinnen im dritten Akt, dem Höhepunkt von Schillers erfolgreichem Drama.
Text in neuer Rechtschreibung. - Mit Anmerkungen von Christian Grawe und einem entstehungsgeschichtlichen Anhang von Dietrich Bode.
Die schottische Königin Maria Stuart, die auch auf den englischen Thron Anspruch erhebt, wird aufgrund von Intrigen und Falschaussagen in England festgehalten. Das Todesurteil ist bereits gesprochen, muss nur noch von Königin Elisabeth abgesegnet werden. Diese tut sich aufgrund der verwandtschaftlichen Verhältnisse schwer, obwohl sie ihre Rivalin, auch aufgrund ihres offenherzigen Lebenswandels verachtet. Während Maria Stuart also im Kerker wartet und eigentlich überzeugt ist, dass das Todesurteil nicht vollstreckt werden wird, berät sich Elisabeth nach allen Seiten, wird von versteckten Freunden Marias gedrängt, Gnade walten zu lassen, von anderer Seite wiederum, dass Urteil unverzüglich vollstrecken zu lassen. Auch planen einige Freunde Maria Stuarts bereits deren Flucht und in weiterer Folge auch die Machtübernahme. Zu all dem kommt es schließlich nicht, denn als sich die Rivalinnen im 3.Akt gegenüberstehen, kommt es zu einem wilden Wortgefecht, aus dem Maria Stuart zwar als moralische Siegerin hervorgeht, es Elisabeth allerdings fast unmöglich gemacht wird, Gnade walten zu lassen. Nach einigen weiteren Intrigen von verschiedenster Seite wird Maria schließlich hingerichtet, geht aber voller Stolz und christlicher Überzeugung in den Tod.
Schillers Drama geht sehr persönlich und wahrscheinlich auch spekulativ auf das Gefühlsleben der zwei Frauen ein, zeigt ihre Stärken und unzählige menschliche Schwächen, gibt allerdings auch den Nebenfiguren ausreichend Gelegenheit sich zu entwickeln und Fragen aufzuwerfen. Da werden aus den scheinbaren Feinden der Maria Stuart ihre größten Verehrer und so mancher möchte für sie in den Tod gehen. Im Mittelpunkt bleiben jedoch die Gefühle und Gewissenskonflikte der beiden Hauptpersonen, die Zuneigung, sogar das Verständnis für das Handeln der jeweiligen Gegenspielerin. Auch Maria Stuart wir von Schiller nicht ausschließlich als diese Märtyrerin gezeichnet, als die sie in die Geschichte einging, sondern als Frau mit Makel und auch blutigen Sünden. Elisabeth bleibt jedoch auch in Schillers Abhandlung die moralische Verliererin, sowohl beim Zaudern um eine Entscheidung, als auch im direkten Duell der beiden. So gelingt dem Autor beides: Den historischen Stoff abzuhandeln und Menschlichkeit und damit verbundene menschliche Schwächen einzubringen.
Schillers Werk erscheint dadurch zu gewinnen, dass er zwar historische Andeutungen macht, sich jedoch zu jeder Zeit genug Spielraum für Interpretationen lässt, auch persönliche Befindlichkeiten der Personen in die Machtpolitik der damaligen Zeit und teilweise Absurdes einfließen zu lassen. Der Staatssekretär, der die Befehle seiner Königin nicht versteht, eigentlich nicht verstehen kann, denn die Königin ist außerstande den Befehl zur Hinrichtung zu geben, der Streit der Rivalinnen, in der das Gefühlsleben über jede Taktik oder politische Vernunft obsiegt, die Intrigen der jeweiligen Gefolgsleute - heute würde man sie vielleicht Lobbyisten nennen - dies alles macht Schillers Interpretation des Stoffs in höchstem Maße lebenswert, spannend und - trotz der Tragik - amüsant. Ich würde meinen, der Autor war sich seiner Sache sicher, stand dem Stoff positiv" gegenüber, gibt dem Drama nicht nur Verlierer, sondern (fast) jede Person wird auch positiv gezeichnet. Der moralischen Gewinnerin Maria steht am Ende die politische Gewinnerin Elisabeth gegenüber und auch der Leser ist ein Gewinner, denn hier wurde historischer Stoff kurzweilig, spannend, amüsant und - meiner Meinung nach - ohne erhobenen Zeigefinger abgehandelt.
Oft zu früh gelesen ...
Bewertung aus Linz am 18.06.2021
Bewertet: Buch (Taschenbuch)
Ein Buch, das viele lesen mussten, wie auch ich. Es war wohl etwas zu früh. Heute kann ich mit diesem Buch mehr anfangen, also noch zu Zeit der Matura.
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